Neptuns Hahn – Gallinella
Je mehr ich dem Thema Essen verfalle und alles lese, im TV verschlinge und die bösen Bilder der Massentierhaltung anschaue (die für alle öffentlich zugänglich sind), desto besser möchte ich mich ernähren. Klar, das heißt Augen auf im Straßenverkehr, wer kommt von rechts, ist links auch wirklich links und ist das Fahrzeug vor mir wirklich in Reutlingen oder in Frankfurt an der Oder zugelassen, oder wurde es geliefert wie nicht wirklich bestellt??? Fragen, die sich einem stellen – auch im Restaurant. Wer im Supermarkt vor dem Kühlregal steht und sich fragt „was gibt es denn heute“, der hat wenigstens die Wahl. Im Restaurant hab ich noch nie jemanden gesehen, der sich erst die Zertifikate hat zeigen lassen. Anyway.
Deshalb kochen wir heute KEIN Chicken sondern einen Verwandten. NEPTUNS HAHN hat es in der Evolution zwar nicht mehr aus dem Wasser geschafft, ist aber dennoch ein Hahn. Der Knurrhahn knurrt nämlich wie ein Hahn, wenn er an Land geht und das auch ganz authentisch. (Auf italienisch heißt es „Gallinella“ – kleines Hühnchen – und ist sogar noch treffender.) Den kann man nicht züchten – noch nicht.
Giuseppina sagte, sie wolle definitiv kein Masthähnchen aus Massentierhaltung mehr aus dem Supermarkt und Bio krieg ich heute keins mehr. Es ist ja auch Ende des Monats und es ist Krise. Also geh ich zu Milena. Ich frage, ob sie frischen Merluzzo hat und sie fragt: “Was willst du denn machen?“ Immer dieses Meta-Ebene-Gegenfragen. Puhhh – „Ich möchte einen Fisch aus dem Ofen mit Gemüse machen“. „Dann musst du den hier nehmen – ganz frisch von heute morgen“. Manchmal frage ich mich, ob ich einfach gutgläubig bin. Als Vertriebler weiß ich, wovon ich spreche. „Nein echt – den will heute komischerweise keiner – alle kaufen Seppie oder Venusmuscheln“. Ok, ich nehm´ ihn, aber heute nur ausgenommen. Ausnehmen kann ich, ist auch einfach, aber es ist einfach nicht so schön ;-(
Und sieh da, es kommen 2 frische Scampi aus dem Bauch der Gallinella, die sie wohl direkt vorher noch verspeist hat. Frischer geht’s nicht, YESSSSS! Ich fühl mich gut – und nicht nur mich fürchtet der Scampo, sondern auch den Fisch. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht!!!
Zu Hause angekommen geht´s los:
Per due:
1 Gallinella (Knurrhahn) circa 1 Kg
Frischen Rosmarin
Frisches, wildes Fenchelkraut (alternativ frischen Dill)
3 Knoblauchzehen, zerquetscht und halbiert
Grobes Meersalz
2 Kartoffeln in kleine Würfel geschnitten
1 Karotte oder Möhre oder gelbe Rübe
1 Fenchelknolle
Kirschtomaten
Olivenöl Extra Vergine
100 ml Weißwein
Backpapier
Tacker
Lasst Bilder sprechen nicht Worte:
Dann Backpapier in eine Backform, den Fisch mit Kräutern füllen und salzen.
Anschließend Kartoffeln, salzen, mit Olivenöl beträufeln und Rosmarin zugeben.
Kirschtomaten, Karotten/Möhren/gelbe Rüben zugeben…
… und mit Fenchel bedecken,
nochmals ölen, den Weißwein zugeben und alles zu einem Paket einwickeln, tackern und bei 200 Grad Umluft circa 50 min in den Ofen. Sobald die Kartöffelchen fertig sind ist auch der Fisch noch schön glasig. Wenn er noch etwas Zeit brauchen sollte, einfach nochmals 10 Min offen nachgaren (ist stark abhängig vom jeweiligen Ofen).
Nach 50 min: it´s show time!
Mit Ölivenöl beträufeln, etwas Zitronensaft und los.
Alles fertig in 50 min, kein Stress, toll zum Vorbereiten und vor allem: man muss nichts können und auch nichts haben, außer den Glauben an Einfachheit, die Gelassenheit zu warten und das Vertrauen auf das Ergebnis.
Hier kann Neptun sich jetzt mit Bacchus treffen und eine Sause machen.
Giuseppina, Essen ist fertig!
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