Der junge Barolo Winzer
Ein bisschen erinnert der sympathische Mauro Manzone an den jungen Adrien Brody, als wir ihn auf der Prowein in Düsseldorf kennen lernen und seine Weine das erste Mal kosten. (Diese etwas profane Einführung eines Produzentenportraits wird er uns sicherlich verzeihen, denn auf die herausragende Güte seiner Weine kommen wir natürlich auch noch ausgiebig zu sprechen.)
Wir besuchen ein paar Monate später das kleine, sehr feine Weingut von Manzone Giovanni mit traumhafter und beeindruckender Kellerei, das im geographischen Herzen des Barologebietes liegt.
Inmitten der Langhe, in Monforte d’Alba, eröffnet sich von der Terrasse ein spektakulärer Blick auf die besten Cru-Lagen: Castelletto und Gramolere. Die bestechend schöne Hügellandschaft wurde unlängst von der Unesco in das Weltkulturerbe aufgenommen. Weit schweift der Blick über die endlosen Spaliere mit Nebbiolotrauben, durch die tiefrot das Blut eines königlichen Rotweins fließt. Das Blut des Barolos.
Manzones Barolos werden zu den besten und eigenständigsten Weinen gezählt und sind hochdekoriert. Parker vergibt je nach Jahrgang zwischen 92 und 96 Punkte, der Gambero Rosso schenkt drei Gläser ein, und von der Italienischen Sommeliervereinigung gibt es ebenso Bestnoten, nämlich zwischen 4 und 5 von den 5 möglichen “grappoli”. 1925 begann der Familienbetrieb mit der Weinherstellung. Seit 2005 unterstützt und leitet Mauro mit seinem Vater Giovanni den Betrieb, 2012 kam auch seine Schwester Mirella hinzu. Beide schlossen erfolgreich die berühmte Weinschule in Alba ab.
(Titelfoto/Fotos : Manzone)
Gleichzeitig ist Mauro einer der Protagonisten der Barolo-Boys: Zusammen mit etwa 40 Barolisti – viele aus zweiter, dritter oder gar vierter Winzer-Generation – haben sie sich hier aus Monforte zu einer Mannschaft zusammengeschlossen, die nicht nur auf höchstem Niveau der Fußball-Amateurliga spielt, sondern auch sonst Events, Degustationen und Informationsveranstaltungen organisiert. Sie möchten auf neue und innovative Art ihre Weine vorstellen und sie somit vielleicht auch künftigen Käufer-Generationen etwas näher bringen, die bislang eher einen respektvollen Abstand zu Weinen diesen großen Namens hielten.
(Auch ich muss gestehen, dass vor meinem geistigen Auge zuvor vatermörderhemden-bekragte Winzer-Adelige auftauchten, die mit hölzernem Rückgrat, untadeliger Etikette und sparsamen Bewegungen reichen Amerikanern ihren kostbaren Barolo zur Verkostung einschenkten, bevor diese nach Zückung der Black American Express tonnenweise feinsten Barolo einkauften, und um dessen baldige Verschiffung für ihren unanständig bestückten Weinkeller baten.) Wie angenehm unaufgeregt hingegen ist unser Besuch bei dem jungen und unkomplizierten Winzer, der nicht nur einen großartigen Sinn für Humor hat, sondern auch eine Koriphäe auf seinem Gebiet ist.
Nur etwa 50.000 Flaschen insgesamt stellt das Weingut jährlich her und verwendet hierzu ausschließlich Trauben aus den eigenen Weinbergen. Diese liegen auf stattlicher Höhe zwischen 350 und 500 Metern. Die Weine können somit eine wunderbare Eigenständigkeit und viel Charakter entwickeln. Manzones Weine sind ungeklärt und ungefiltert, wenig Schwefeldioxid kommt zum Einsatz, es wird nachhaltig gewirtschaftet und angebaut. Zwischen den Reihen wächst natürliches Gras, das gemäht und zur Bildung von Humus dort belassen wird.
Mirella und Mauro führen uns in die beeindruckende Kellerei, die mit viel Achtsamkeit und Liebe zum Detail aufgebaut und renoviert wurde. Die mächtigen Holzfässer ruhen still unter riesigen Gewölbebögen, eine Quelle sprudelt am Ende eines Regalgangs aus unbekannter Tiefe hervor und wird in ein wechselndes Farbbad getaucht. Sagenhaft!
Oben im schönen, modernen Degustationssaal schreiten wir dann – voller Vorfreude – zur Tat und verkosten die Weine. Einige kannten wir schon von der Messe, andere galt es noch zu entdecken. Darunter eine fast vergessene, weiße und autochthone Rebsorte die Mauros Vater Giovanni wiederentdeckt und rekultiviert hat: Den seltenen Rossese Bianco. Und dann den wunderbaren Langhe Nebbiolo Crutin. Den wirklich wirklich phantastischen Barolo Bricat D.O.C.G.
Und das Beste: All diese Gaumenschätze gibt es in Kürze bei uns im Shop. Bleiben Sie also dran, wenn es hier www.giuseppefratelli.com/shop heißt: Oooooh yes! It is Barolo Time!
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