Hausbesetzer!
Als ich diesen kleinen putzigen Mann beim Waschen zwischen den Meeresschnecken finde, bin ich doch erstaunt. Da bekommt Kapern eine andere Bedeutung. Hier werden Häuser erobert, keine Schiffe. An der Adria ist ab jetzt Fangsaison für Meeresschnecken. Ja Schnecken. Wie auch an Land wird an ein- und demselben Ort nicht immer die gleiche Frucht aus dem Meer gefischt.
MEERESSCHNECKEN??? Wie macht man denn die? Schon des Öfteren haben wir sie in tollen Strandlokalen genossen, aber ich wollte da nicht ran. Als kleiner Scheißer war ich mit meinen Eltern und meiner Schwester im Wald Weinbergschnecken sammeln. Mein Opa war ein Feinschmecker und kam, um sie zuzubereiten. Ob sie lecker waren kann ich nicht mehr sagen. Ich war 5. Aber der Gestank, der durch das ganze Haus strömte, war ekelhaft. Also hatte ich da schon einen Knax weg. Jetzt, da wir MEERESschnecken fangfrisch bekommen, gibt es kein Entrinnen mehr. Zum Wochenendeinkauf unterwegs wollte ich mal wieder etwas Neues versuchen. Also schnell mal zu Milena. Ich wollte eigentlich nur ein paar Scampi kaufen, doch kann bewegte sich die ganze Schüssel mit diesen kleinen Eiweißbomben. So frisch krieg ich die NIEEEEE wieder und wir nehmen 1 kg (kennt ihr ja: Augen versus Verstand). Somit keine Scampi, die kommen dann nächste Woche dran. Leider ist das kein schnelles Essen. Man braucht gut 2-2,5 Std. um sie gut zu säubern, kochen, vorzubereiten und schließlich fertig zu kochen. Aber es lohnt die Mühen. Ich kann mir schon unsere Freundin Frau Schmid vorstellen, wie sie sich darauf freut 🙂 … Als erstes: Schnecken in einer Schüssel lauwarmem Wasser mit 1 TL Salz pro Liter ca. 30 min einweichen lassen.
Dann einen Topf mit Wasser auf den Herd setzen und zum Kochen bringen.
Mit den Händen die Schnecken aus der Schüssel schöpfen
und ins kochende Wasser geben (damit kein Sand ins Kochwasser kommt)und zusammen mit einem Blatt Lorbeer für 1 Std. kochen (Tipp: bei frischem Lorbeer das Blatt einschneiden, dann ist es viel aromatischer).
Inzwischen ein sogenanntes Soffritto herstellen: Zwiebel, Stangensellerie, Karotte, Petersilie, Olivenöl und ganz wichtig: WILDES FENCHELKRAUT.
Da man es schwer bekommt, haben wir es im Garten angebaut. Ist eine Wucht. Auch im Tomatensalat. Müsst Ihr euch besorgen oder schreibt mir und ich schicke euch einen Ableger. Alternativ eben Dill.
Ein Schluck Olivenöl wegen der Geschmeidigkeit,
alles atomisieren und zur Seite stellen.
Nach einer Stunde sind die Schnecken pronto zur Weiterverarbeitung. Sie werden in klarem Wasser zwischen den Händen gerieben. Dadurch gehen die Verschlüsse der Schnecken/die Schutzschicht/das Käppchen, oder wie man es nennen möchte, ab. Sieht aus wie kleine Schuppen. Mehrmals gut waschen und bereithalten.
Um den Gedanken des Mare e Monti (Meer/Land) Rechnung zu tragen, kochen wir heute im Terracotta-Topf. Feine Sache, aber eben nur auf Gas. Mit reichlich Olivenöl und Chiliflocken das Soffritto anschwitzen,
Knoblauch dazugeben, Schnecken rein, und einen Spritzer guten Weißwein (heute wieder gerne einen Pecorino)
eine Dose Tomaten in Stücken
nochmals bei moderater Hitze 30 min köcheln lassen.
ANRICHTEEEEENNNN: Teller, Muscheln, Fenchelkraut, Spritzer Olivenöl, Zahnstocher (dient zum Puhlen der Schneckchen).VOILÀ!
Zusammen mit einem Brot eurer Wahl (zum späteren Eintunken in die Soße) und einem Glas Weisswein genießen!
Tesoro, isch-e abe färtick-e!
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