Das Giuseppe-Mobil unterwegs in Italia : Piemont

Wir müssen dringend einige Leckereien besorgen und fahren mit unserem brandneuen und noch unbeschrifteten Giuseppe-Mobil samstags im Morgengrauen los Richtung Süden. Unsere erste Station wird Vercelli sein, das Herz der Reisherstellung. Aber zuvor nehmen wir das Wochenende mit und euch zur Einstimmung auf eine Bilderreise: Das mit dem Wetter, na ja, det is nix in Deutschland, nix aufm San Bernardino und am Lago Maggiore auch noch nicht, an dessen Westufer wir an herrlichen Grandhotels bei Stresa und bei wenig Verkehr hinunter fahren… Die Touristen flüchten vor dem Regen.

bernardino

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Über kleinere Landstrassen fahren wir Richtung Vercelli. Am Montag haben wir dort einen Termin bei unserem Lieferanten. Beeindruckende Weiten, Reisfelder so weit das Auge reicht, Störche, Reiher in allen Farben, die im Feuchtgebiet Frösche und Insekten schnabulieren…

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Als wir dort ankommen, ist Heißhungerzeit! (Wie ja eigentlich immer zu meinem Leidwesen, aber jetzt kommt noch die Mittagessenzeit hinzu, und man führt ja schließlich ein geregeltes Leben ;-)) . In einem Vorort von Vercelli, eigentlich am A. der Welt folgen wir einer Empfehlung und haben eine Erfahrung der dritten Art: Das Cascina dei Fiori in Borgo Vercelli darf als eines der besten Restaurants Italiens bezeichnet werden und katapultiert uns in den siebten Schlemmerhimmel! Lokale Zutaten, Tradition mit Kreation & Innovation gepaart. Der Gruß aus der Küche „Sarde in Saor“ auf Venezianische Art ist bereits eine Sensation. Anschließend essen wir eine Komposition von dreierlei spätzlesartiger Pasta aus schwarzem, weißem und rotem Reismehl, mit Zucchini, Miesmuscheln und feinst geschnittenem Tintenfischstreifen als Abschluss. Wir schlemmen 2 Stunden, folgen Sommelier Paolos Rat, trinken einen herrlichen Rotwein aus dem Monferrato, plaudern und lachen und verlassen das Restaurant recht beseelt: Ein besserer Auftakt für unseren Trip geht nicht!

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Wir folgen der Empfehlung Paolos und besichtigen die Basilica Sant’Andrea in Vercellis Zentrum. Das lange Ding abparken…

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… und dann: Krude Kombination – in der Kirche findet eine Ausstellung der italienischen Gebirgsjäger statt, antike Kriegsmaschinen und Kreuzgewölbe, Gamsbart und Altar, Schlachtszenen im Kreuzgang… bin etwas befremdet…wirkt recht Auge-um-Auge-mäßig… die Kirche hingegen ist wunderschön.

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Wir fahren weiter nach Monferrato. Dort beginnen sanfte Hügel und das Barbera Gebiet, von dem wir uns einiges versprechen. Monferrato selbst ist ein hübsches kleines Städtchen und wie überall gilt es, die Feinschmeckerkost der Konkurrenz im Auge zu behalten.

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Etwas weiter stoßen wir mitten im Zentrum auf die geniale Enoteca Tirabosson von Enrico und dieses Credo: Das Leben ist so bitter, der Wein hingegen so süß, weshalb also nicht trinken?

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Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen, weshalb wir eintreten. Es läuft Alternative & Rock und weder Enrico noch die Einrichtung sind in irgendeiner Weise angestaubt… Zu den Weinen kann man lokale Kleinigkeiten genießen. Wer die sehr schön eingerichtete Enoteca besuchen möchte, hier geht’s zur Homepage: http://www.tirabosson.it

Megasympathisch, kompetent und hilfsbereit empfiehlt uns Enrico drei Weine aus der unmittelbaren Gegend.  Einer davon wird es uns am Abend besonders angetan haben und so werden wir den jungen Winzer dann auch sofort am nächsten Tag besuchen und ein paar kostbare Kisten von seinem Hammer-Barbera mit nach Deutschland bringen… Er macht nur 8000 Flaschen im Jahr.

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Einige flüchtige Impressionen und weiter geht das.

montferrato

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Jetzt mit dem neuen Giuseppe-Mobil haben wir uns in den Kopf gesetzt, dass wir campen müssen. Zelt, Gaskocher, Luma und klappriges Geschirr wurde beschafft, verstaut und nun sind wir bereit! Sogar die mittvierzigjährige Prinzessin auf der Erbse (moi!), die in ihrem Leben bislang genau 2x gecampt hat. Aber jetzt bin ich ganz wild drauf! Freiheit und so, sich jung fühlen und unkonventionell :-)! Blöd nur, dass es hier im Reis- und Barberagebiet gar keine Campingplätze hat. Die wollen wohl nicht ins Zelt, die Weinkenner und Reiskäufer… Wir müssen schliesslich bis nach Asti fahren, bevor wir in der Peripherie später am Abend eine Campingunterkunft finden. Der Campingwart setzt sich auf sein klappriges Fahrrad und fährt uns zu unserem Stellplatz. So geht unaufgeregt, leider hat unser Transporter keinen kleineren Gang als den Ersten und der Rückwärtsgang wäre nun wiederum auch übertrieben…:-)

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So nu aber: Das 10 Jahre alte Zelt aufgestellt (wird es dicht sein? Wie groß war das eigentlich noch mal? Kriegen wir die aufgeblasene Doppelbettluftmatratze eigentlich durch die enge Eingangsluke hineingestopft?), den nagelneuen Klapptisch positioniert und die Sanitäranlagen besichtigt. Wir beschliessen, die Brillen künftig einfach nicht mehr aufzusetzen, dann sollte das ganz gut gehen, das mit dem Waschen und allem anderen …:-)

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Tisch decken, guten Tropfen aufmachen, das Gebäck aus Monferrato dazu kombinieren, die Plastikbecher mit Deckel befüllen (da war mal ein Fertigeisbecher drin)….

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– und Licht brauchen wir noch. Giuseppe bastelt, Alufolie und Teelicht verknüllt – passt! in den Himmel guggen und sich ganz unglaublich gut fühlen… Und später ins Zelt schlüpfen, sich einmümmeln und dem nächsten Tag entgegen schlafen…. „Gute Nacht Giuseppe-Boy!“ „Gute Nacht…“ äh… wie hieß der andere nochmal?

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