Kuchenterror – Auf dem Weg zur Backkönigin?

Ich muss zugeben, dass sich die Kernkompetenzen zwischen Giuseppe und mir – vor allem angesichts der Tatsache, dass es bei diesem Blog fast ausschließlich ums Essen und dessen Zubereitung geht – sagen wir mal dezent im Ungleichgewicht befinden.  Giuseppe ist ein meisterhafter Amateurkoch. Lässt man ihn ein paar Tage nicht in der Küche werkeln, so verschlechtert sich seine Laune rapide und man tut gut daran, diesen Umstand sofort zu ändern. Nun habe ich mich auf diesem Tatbestand jahrelang äußerst bequem ausgeruht. In anderen Worten: Ich bin ein hervorragender und auch qualitativ anspruchsvoller Esser, aber kochen kann ich schlecht. Es versetzt mich mangels organisatorischer Fähigkeiten und unterentwickeltem Time-Management in Stress. Da das Feld der warmen Speisen somit bereits komplett und superlativisch besetzt ist, habe ich vor kurzem beschlossen, Backkönigin zu werden, um ebenso einen wertvollen Beitrag zu diesem Blog leisten zu können. Unsere Freundin Ute hat mich ausgelacht, als sie davon hörte. “Vergiss es, das klappt bei dir nie!” Es ist zwar richtig, dass ich kein besonders pragmatischer Mensch bin, aber dass sie mir nie verziehen hat, an einem ihrer Abendessen vor 20 Jahren die Petersilie nicht fristgerecht und vor allem nicht klein genug gehackt zu haben, halte ich dennoch für etwas übertrieben…

Nun denn – “Let’s getti to Ramboooo” wie der frisch gebackenen Dschungelkönig 2013 neuerdings zu sagen pflegt (ja! Das ist ein Intellektuellen-Outing):

Ich orientiere mich an dem Rezept einer Freundin und ändere die eine oder andere Zutat etwas ab (was sich ja un-ge-mein für einen totalen Anfänger empfiehlt… sagt jeder der davon Ahnung hat :-)! Bevor ihr nun an dieser Stelle das Lesen einstellt, sei vorweggenommen, dass der Kuchen nachher SUPERGUT schmeckt!):

eieieiei

kaoskuchen 2

Zutaten:

–       175g Weizenmehl

–       175g Zucker fein

–       170ml Olivenöl, mild im Geschmack

–       3 Eier gequirlt

–       2 große, geraspelte Möhren

–       50g Cranberries

–       60g gehackte Walnüsse

–       Geriebene Schale von einer unbehandelten Blutorange

–       deren Saft (**)

–       2 Päckchen Natron

–       Etwas frischgeriebene Muskatnuss

–       Zimt nach Belieben

–       1 Packung Frischkäse (200g)

–       100g Puderzucker

moehren reiben

o-saft pressen

Ofen auf 180 Grad vorheizen. Backform einfetten und mit Backpapier ausschlagen. Backpapier ebenso etwas einfetten. Die Eier, den Zucker und das Öl in einer Schüssel verrühren bis der Teig schön glatt ist. (Och, das klappt ja suuper bisher…) Anschließend die Orangenschale, die Walnüsse, die Möhren und die Cranberries dazu mischen und anständig verrühren. (Giuseppe, der mir nicht traut, wirft einen neugierigen Blick in die Küche). Das Natron, Zimt, den Muskatnussabrieb dazugeben und das Mehl darüber sieben (Mist, das staubt ja wie verrückt das Mehl, der ganze Parkettboden ist eingesaut! Na klaaaar, jetzt kommt er auch noch rein der Giuseppe… wo ich mich doch auch mal profilieren wollte… wie sieht es denn hier aus? Was verbreitest denn du für ein Chaos, was sollen denn die ganzen leeren Schüsselchen, brauchst du die noch?’ fragt er. Als Organisationsgott im Küchenmanagement spült ER natürlich sofort jedes Löffelchen nach Gebrauch ab… ich komm’ aber nicht dazu…ständig Hände abwischen, etwas reingießen, rühren oder unterheben und lesen…egal, ich bin Anfänger – ich hab’ ein Recht auf Chaos!)

teigmasse

masserein

Die Teigmasse jetzt in die vorbereitete Kuchenform füllen (aber DAS sieht professionell bei mir aus!) und ca. 45min im vorgeheizten Ofen backen. Anschließend den Zahnstochertest durchführen, und schauen, ob Teig daran kleben bleibt. (Ha! Tut er nicht!)

Für den Guss in der Zwischenzeit den Frischkäse mit dem Puderzucker verrühren und 2TL** Orangensaft dazugeben (was, so wenig**? Ich hab doch die ganze Orange ausgepresst, da tu ich mehr rein…natürlich an diesem Punkt noch nicht wissend, dass sich das rächen wird!)

der guss

nackter kuchen

Den Kuchen etwas auskühlen lassen, anschliessend den Guss darüber geben und glattstreichen (wie jetzt, glattstreichen? Wieso denn glattstreichen? So schnell kann ich doch gar nicht kucken, wie der in alle Richtungen davon geflossen ist.  Hätt’ ich doch nur die 2 TL genommen und nicht den ganzen Saft…)

aus einem guss etwas fluessig

Den Kuchen anschließend nach Belieben garnieren. (Ich dachte ja eigentlich, dass die Silberkügelchen unheimlich fotogen sind und was hermachen würden, aber schmecken tun sie nicht. Giuseppe (der das natürlich gleich vorhergesagt hat) pult sie später angewidert vom Kuchen).

anschnitt

Ich will ihn gleich essen. Das darf ich dann aber nicht. Ich muss den Kuchen eine Stunde auf die Terrasse zum Auskühlen stellen, es heißt, das mache man so. Na gut. Also sitze ich 1 Stunde mit trommelnden Fingerspitzen am Tisch und schreibe Mails. Zur Strafe muss Giuseppe den Kuchen nachher anschneiden, was er auch präzise tut! UND WAS SOLL ICH SAGEN?? Er schmeckt einfach HERRLICH dieser Premierenkuchen! Das gibt übrigens auch mein kritischer Küchenexperte zu, der sein Stück schneller vertilgt als ich! OK, nun bin ich bereit, den mühsamen Weg zur Backkönigin weiter zu gehen…