Bilderbuch Abruzzen – Wilde Schönheit, Kunst & Hochzeit
Immer wenn ein Tag oder Ort mich vollständig begeistert hat, muss ich ein Bilderbuch machen. Fettfrei und ohne jegliches Essen. Foodblog hin oder her. Die Abruzzen liegen gleich neben den Marken. Gestern war ein etwas kühlerer und bedeckter Spätsommer-Sonntag, perfekt für einen Ausflug in die Abruzzen mit ihrer herrlichen, wilden Landschaft und Italiens rauem Gebirgszug am Horizont – dem Apennin.
Wir sind auf dem Weg ins malerische Dörfchen Civitella del Tronto und die auf seinem Gipfel thronende Fortezza Spagnola – in atemberaubender Aussichtslage auf 600m Höhe. Durch das Stadtmauerportal schreiten wir ins Centro Storico von Civitella und befinden uns inmitten einer italienischen Panorama-Hochzeit auf der Piazza vor der Dorfkirche. Jung ist das Paar und glücklich, und die Feiergesellschaft immerhin leidlich tanzbeinsicher…
Die Stretchlimo steht bereit, doch der Demütige senkt das Haupt, geht daran vorbei und lieber zu Fuß…
Über eine Stairway-to-Heaven-Rolltreppe, irgendwie nicht von dieser Welt, gelangen wir zur Fortezza Spagnola. Jimi Hendrix hätte hier seine helle Freude gehabt: Tunnel, Farben, Linien, Kreise :-)…
Oben angelangt stockt mir der Atem. Eine größere Festung habe ich noch niemals gesehen: 500 Meter lang ist sie und erstreckt sich auf einer Fläche von sagenhaften 25.000 Quadratmetern. Es ist Hochsaison in Italien, dann auch noch Sonntag und wir haben die Fortezza Spagnola fast für uns! Unglaublich.Von den Spaniern im 16. Jahrhundert auf den Ruinen der vorherigen, antiken Burg erbaut, wähnt man sich hier in einer anderen Welt. Das Panorama ist trotz wolkenbedecktem Himmel einzigartig. Giuseppe überquert den mächtigen Exerzierplatz und kommt die Aussichtstreppe hinauf.
Von wundersamer Schönheit auch die unterirdischen Zisternen, die den Bewohnern während der zahlreichen Besatzungen Wasser lieferten.
Selten habe ich zudem eine schönere Verbindung von historischem Kontext und moderner Kunst gesehen. Die ganze Festung ist eine Ausstellung, mit großer Natürlichkeit inszeniert und mit viel Passion gestaltet. Sympathische Kunstbanausen aus Giuseppehausen interessiert natürlich nur der technische Aspekt :-): OK, wiiiieee groß sind die Buchstaben nochmal?? Soooo groß – einskommadreigiuseppes!
Ein paar sonntägliche Beispiele seien hier gezeigt, natürlich liegt das Copyright bei den Künstlern der Ausstellung. Viele Objekte befinden sich in den ehemaligen Soldatenunterkünften, den Stallungen oder in unterirdischen Verbindungsgängen.
Überhaupt die unterirdischen Gänge. Sie sind schon die Reise wert, und die Tatsache, fast überall allein herumschlendern zu dürfen ist ein Privileg. Wir genießen jede Minute dieser Ungestörtheit. Undenkbar in der Toskana.
Und dann finden wir doch noch einen Bezug zum Essen in der Ruine der antiken Bäckerei. Giuseppe ist hingerissen.
Historisch irritiert waren wir beim Besuch der dortigen Fotoausstellung. Jessas! Glaubten wir doch Karl Marx sei deutscher Herkunft, einstweilen ist er Italiener und heißt Carlo! Ts, man lernt nie aus…
Nach zwei Stunden kehren wir zurück und beenden unseren Ausflug mit einem Spaziergang durch dieses zauberhafte Dorf, das bereits seit dem 10. Jahrhundert besteht:
Bevor wir zurückfahren, noch eine Partie Bergtennis an der Stadtmauer (Balljunge zumindest an einer Seite eingespart) …
…und 1x Posing.
Auf der Heimfahrt reißt der Himmel auf. Im Hintergrund ballen sich die Wolken zu einem Gewitter. Die Atmosphäre ist einzigartig und lässt uns verstummen. Ein perfekter Sonntag und die Entdeckung einer großartigen Gegend: Den traumhaft schönen und einsamen Abruzzen. Sie haben es mir angetan, wir kommen wieder.
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